Hagar und Ismael
1. Mose 16,13
Das altgriechische Wort Genesis bedeutet Ursprung und bezeichnet das 1. Buch Mose des Alten Testaments in der christlichen Bibel. Im Buch Genesis wird die Frühgeschichte der Menschheit erzählt. Es ist das Buch der Anfänge und berichtet über die Enstehung der Dinge, die unsere Welt ausmachen: Himmel und Erde, Licht und Finsternis, Meer und Festland, Pflanzen, Sonne, Mond und Sterne. Von den Tieren im Meer, in der Luft und auf dem Land und schließlich von den Anfängen der Menschheit. In den Erzählungen erfahren wir etwas über die Beziehung der Menschen zu Gott und über die oftmals problematischen Beziehungen der Menschen untereinander.
Es menschelt und wimmelt von Beziehungsproblemen im gesamten Alten Testament, wie auch in der Geschichte der ägyptischen Magd Hagar und ihrem Sohn Ismael, den sie von Abram, dem Mann Sarai´s empfängt.
Sarai leidet sehr unter ihrer Kinderlosigkeit. In ihrer Ungeduld benutzt sie ihre Dienerin Hagar (Fremde) als Leihmutter und bittet ihren Mann Abram, Hagar als Nebenfrau zu schwängern. Der Plan geht auf und Hagar wird schwanger. Doch das zieht neue Probleme nach sich, denn die Schwangere Dienerin wird ihrer Herrin gegenüber hochmütig. Diese fühlt sich dadurch gedemütigt, beklagt sich bei ihrem Mann und behandelt Hagar als ihre Sklavin so schlecht, dass diese in die Wüste flieht. Dort an einer Wasserstelle zeigt sich ihr ein Engel und gibt ihr Anweisungen und Orientierung in ihrer Not. Der Engel sagt zu Hagar: „Geh zu deiner Herrin zurück und ordne dich ihr unter! Du wirst einen Sohn bekommen, den du Ismael (Gott hört) nennen sollst, denn der Herr hat gehört, wie du gelitten hast.“
Hagar bekommt durch diese Begegnung neuen Mut und ruft: „Ich bin tatsächlich dem begegnet, der mich sieht! Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Zuversichtlich geht sie wieder zurück, denn sie weiß das der Herr, der über ihrer Herrin und über allen Herrschern steht bei ihr ist und einen guten Plan für sie und das Kind in ihr hat.
In den nachfolgenden Kapiteln offenbart sich dieser Plan. Sarai, die später Sara (Fürstin) genannt wird bekommt im hohen Alter doch noch ein Kind. Ihre Freude darüber ist so groß, dass sie ihn Isaak nennt (Er hat mich lachen lassen). Durch Isaaks Geburt will Sara von Ismael nun nichts mehr wissen und will auch nicht, dass sich die Halbbrüder das Erbe teilen müssen. Hagar und Ismael werden in die Wüste geschickt. Dort kümmert sich wieder ein Engel um Mutter und Sohn. Aber was ist mit Abram, der Vater der beiden Jungen? Auch ihn hat Gott im Blick. Er erhält den Namen Abraham (Vater der vielen Völker), denn zusammen mit seinem Sohn Isaak und seinem Enkel Jakob gehört er zu den Erzvätern, aus denen die Zwölf Stämme des Volkes Israel hervorgingen. Abraham gilt aber auch als Stammvater der Araber, denn sein Sohn Ismael wurde ebenfalls zu einer großen Nation und soll ein Vorfahre des islamischen Propheten Mohammed sein. Das hätte Hagar wohl nicht gedacht. Und auch Sara hatte keine Ahnung, welche bedeutende Rolle sie als Stammmutter zahlreicher Völker in der Menschheitsgeschichte innehat.
Was Gott sieht, können wir in unserer Begrenztheit nicht überblicken. Wie Ameisen in unserem Haufen, sehen wir nur das, was sich uns direkt vor Augen zeigt. Wir sind nicht in der Lage mehr als den gegenwärtigen Moment zu sehen. Doch Gott sieht mehr. Er kennt unsere Rolle in seiner Geschichte. Er sieht über den Ameisenhaufen hinaus. Er sieht worauf wir uns zu bewegen und was uns in unserem Herzen bewegt. Gott ist kein Freund auf Facebook, kein Abonnent auf Instagram, kein Follower auf Twitter, der nur das sehen kann, was wir von uns zeigen wollen. Er kennt uns besser als wir uns selbst kennen und liebt uns trotzdem oder gerade deshalb. Auch ohne likes sind wir für ihn Fame, denn er ist ein Gott, der uns wirklich sieht.